Die Hostiendose aus Saalegold

Hostiendose aus Saalegold ist neues Schmuckstück

Mineralogische Sammlung der Universität Jena erhält Leihgabe der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Jena
Die Hostiendose aus Saalegold
Foto: Claudia Hilbert/Universität Jena
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Meldung vom: | Verfasser/in: Claudia Hilbert

Die Mineralogische Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist um ein besonderes Ausstellungsstück reicher: Für die kommenden zwei Jahre ist in den Ausstellungsräumen in der Sellierstr. 6 eine aus Saalegold gefertigte Hostiendose aus dem 17. Jahrhundert zu sehen. Die Hostiendose gehört der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Jena. Am vergangenen Freitag (1. April) haben Dr. Georg Elsner, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates, und Dr. Christoph Rymatzki, Pfarrer im Sprengel Wenigenjena, die Hostiendose als Leihgabe an die Kustodin der Mineralogische Sammlung, Dr. Birgit-Kreher-Hartmann, feierlich übergeben. Die Kooperation zwischen der Mineralogischen Sammlung und der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Jena entstand auf Initiative von Prof. Dr. Klaus Heide, emeritierter Professor für Allgemeine und Angewandte Mineralogie der Universität Jena und Mitglied der Kirchengemeinde.

Gold aus der Saale bei Schöps gewaschen

„Wir freuen uns sehr, dass wir die Hostiendose ausstellen und so der interessierten Öffentlichkeit zeigen dürfen“, sagt Dr. Birgit Kreher-Hartmann. „Denn sie ist auf zweierlei Weise etwas Besonderes, nämlich einerseits aus mineralogischer Sicht und anderseits hinsichtlich ihrer ursprünglichen Besitzerin“, verdeutlicht die Mineralogin. Die Dose ist aus Gold gefertigt, das in Schöps aus der Saale gewaschen wurde. Das Gold der Saale stammt vor allem aus dem Thüringer Schiefergebirge, welches über die Schwarza in die Saale gelangt, aber auch aus der Saale selbst, die im Fichtelgebirge entspringt. „Gold hat eine sehr hohe Dichte. Der Großteil bleibt deshalb an seinem Ursprungsort und nur wenige sehr feine Teile werden über größere Entfernungen transportiert“, erklärt Birgit Kreher-Hartmann. Die größten Goldvorkommen der Saale gebe es daher am Zufluss der Schwarza bei Rudolstadt. „Umso erstaunlicher ist es, wenn man sich die Größe der Dose anschaut und bedenkt, dass dieses Gold viel weiter flussabwärts gewaschen wurde“, so die Mineralogin.

Ursprüngliche Besitzerin war vermutlich Susanne Struve

Einen Hinweis auf die ursprüngliche Besitzerin gibt die Inschrift der Hostiendose: „Durch Gottes Segen hat Susanna Struvin g. Berlichin dieses golt aus der Saale waschen lassen. Anno 1687 Gott allein die ehr.“ Susanne Struve lebte von 1647-1699 und war Tochter des kursächsischen Hofrats Burckard Berlich. 1663 heiratete sie Georg Adam Struve, der als Professor und Rektor an der Jenaer Universität wirkte und bis heute als einer der bedeutendsten Juristen seiner Zeit gilt. „Die Struves waren eine einflussreiche Jenaer Familie und unsere Recherchen ergaben, dass vermutlich Susanne Struve die Hostiendose fertigen lassen hat und durch sie die Dose schließlich in den Besitz der Jenaer Kirchengemeinde gekommen ist,“ so Birgit Kreher-Hartmann. Mit Urenkel Heinrich Christian Gottfried von Struve schließt sich der Kreis wiederum zur Mineralogie: Denn dieser war Diplomat und Mineraloge und nach ihm ist das Mineral Struvit benannt, ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“.

Öffnungszeiten & Lange Nacht der Museen am 20. Mai
Die Mineralogische Sammlung (Sellierstraße 6) ist jeweils montags und donnerstags 13-17 Uhr
sowie sonntags nach Vorankündigung 13-17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Eine weitere Gelegenheit, die Hostiendose zu besichtigen, ist die Lange Nacht der Museen am 20. Mai, bei der die Mineralogische Sammlung ihre Türen bis Mitternacht für interessierte Besucherinnen und Besucher öffnen wird.
Webseite: www.minsmlg.uni-jena.de

Dr. Christoph Rymatzki, Prof. em. Dr. Klaus Heide und Dr. Birgit-Kreher Hartmann (v.l.) während der Übergabe der Hostiendose am 1. April 2022.
Foto: Claudia Hilbert/Universität Jena
Dr. Georg Elsner, Dr. Christoph Rymatzki, Prof. em. Dr. Klaus Heide und Dr. Birgit-Kreher Hartmann (v.l.) während der Übergabe der Hostiendose am 1. April 2022.
Foto: Claudia Hilbert/Universität Jena
Die Hostiendose (Hintergrund) und ein Notizzettel mit der Inschrift.
Foto: Claudia Hilbert/Universität Jena
Dr. Birgit Kreher-Hartmann und Dr. Christoph Rymatzki (v.l.) bei der Unterzeichnung des Übergabeprotokolls am 1. April 2022
Foto: Claudia Hilbert/Universität Jena

Kontakt

Birgit Kreher-Hartmann, Dr.
Kustodin der Mineralogischen Sammlung
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Raum 103
Sellierstraße 6
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