Mit dem Leipziger Auwaldkran erforschen iDiv-Wissenschaftler den verborgenen Lebensraum Baumkrone.

iDiv feiert 10-jähriges Bestehen

Erfolgsgeschichte internationaler Biodiversitätsforschung in Mitteldeutschland gewürdigt
Mit dem Leipziger Auwaldkran erforschen iDiv-Wissenschaftler den verborgenen Lebensraum Baumkrone.
Foto: Steffen Schellhorn
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Meldung vom: | Verfasser/in: Volker Hahn | Zur Original-Meldung

Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv) feierte heute sein 10-jähriges Bestehen mit einem Festakt im Paulinum der Universität Leipzig. Über 300 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft nahmen teil, darunter die Ministerpräsidenten Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens, Michael Kretschmer, Dr. Reiner Haseloff und Bodo Ramelow sowie der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, Staatsminister Carsten Schneider. Sie würdigten die wichtigen Beiträge des Forschungszentrums für den Schutz der biologischen Vielfalt. Bundeskanzler Olaf Scholz betonte in einer Video-Grußbotschaft die Bedeutung der „Grundlagenforschung von Weltrang“ für die internationale Biodiversitätspolitik.

Neben den Wortbeiträgen aus der Politik spielte während der Veranstaltung auch die Biodiversitätsforschung selbst eine wichtige Rolle. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentierten Highlights der iDivExterner Link-Forschung samt ihrer Tragweite für die Entwicklung wirksamer Maßnahmen gegen die Biodiversitätskrise. Gastrednerin Ana María Hernández Salgar, Vorsitzende des Weltbiodiversitätsrates IPBES, betonte in ihrem Vortrag die Bedeutung von iDivs Erkenntnissen für evidenzbasierte Biodiversitätspolitik auf lokaler, nationaler und globaler Ebene. Alle Rednerinnen und Redner unterstrichen die Exzellenz und weltweite Sichtbarkeit des Forschungszentrums.

Stimmen zum Jubiläum

Olaf Scholz, Bundeskanzler:
Herzlichen Glückwunsch zu zehn Jahren Grundlagenforschung von Weltrang! So entsteht wissenschaftliche Exzellenz, auf die auch der Welt- Biodiversitätsrat und der Weltklimarat immer wieder zurückgreifen. Das stärkt die deutsche Stimme auf der internationalen Bühne.

Carsten Schneider, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland:
Das iDiv konnte entstehen, weil diese Kooperationsform die ausdrückliche Unterstützung der drei Bundesländer und des Bundes genießt. Exzellente Wissenschaft braucht herausragende Rahmenbedingungen. Diese Kooperationsform kann Vorbild für ganz Ostdeutschland sein, ja für die ganze Bundesrepublik. Wir brauchen mehr ‚iDiv‘!

Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen:
Im komplexen Forschungsbereich der Biodiversität ist iDiv einzigartig. Es bündelt eindrucksvoll Aktivitäten vieler Akteure aus der Wissenschaft und das über Ländergrenzen hinweg. Hier zeigt sich deutlich, was Fokussierung der Forschung, wissenschaftliche Kooperation und leidenschaftliches Miteinander für das gemeinsame Ziel zu bewirken vermögen.

Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident Sachsen-Anhalts:
Das iDiv zählt heute zu den weltweit führenden Standorten der Biodiversitätsforschung. Es zieht die besten Wissenschaftler aus der ganzen Welt an und ist ein Magnet für die Forschung geworden. Damit erfüllt es eine Leuchtturmfunktion für unsere Region. Biodiversität wird hier in seiner gesamten Komplexität betrachtet. Das wünsche ich mir als Standard beim Herangehen an alle Themen, gerade wenn sie von gesamtgesellschaftlicher Relevanz sind.“

Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen:
„Das iDiv erforscht und erarbeitet seit nunmehr 10 Jahren – auch unter maßgeblicher Beteiligung Thüringens – die Grundlagen zur Erhaltung der Biodiversität und damit der Grundlage allen Lebens auf der Erde. Unser Planet ist dynamisch – und mit Blick auf die Biodiversitätskrise unserer Zeit leider auch im negativen Sinn. Die Forschungsleistung der letzten Jahre kann daher gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ich sage: ‚Herzlichen Glückwunsch!‘“

Dr. Heide Ahrens, Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG):
Das iDiv erfüllt alles, was die DFG unter exzellenter Forschung versteht. Es leistet hervorragende Vermittlungsarbeit zwischen Wissenschaft und Politik. Angesichts zerstörter Ökosysteme und biologischer Verarmung wäre es überaus wünschenswert, wenn das iDiv in Zukunft von den drei Ländern und vom Bund deutlich gestärkt würde.“

Zehn Jahre iDiv, das sind zehn Jahre international wettbewerbsfähige Forschung zu einem der wichtigsten Themen der Menschheit: dem Erhalt der Biodiversität. Fast 1.000 Forschende haben in dieser Dekade daran gearbeitet, die Treiber und die Konsequenzen des Wandels der Artenvielfalt zu identifizieren und daraus Modelle und konkrete Maßnahmenvorschläge zu entwickeln, wie den Veränderungen wirksam begegnet werden kann. Dass das iDiv dabei international höchstes Ansehen genießt, wird an den vielen hochkarätigen Publikationen in den besten Journalen sichtbar und an der Mitwirkung in wichtigen Gremien, die sich mit dem Thema Biodiversität befassen.

Prof. Dr. Walter Rosenthal, Vorsitzender des iDiv-Kuratoriums und Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Prof. Dr. Christian Wirth, iDiv-Speaker:
„Es waren bewegte und bewegende Jahre. 10 Jahre für die Zukunft, denn diese 10 Jahre waren erst der Anfang: Die Aufgabe, den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und ihr Potenzial zu nutzen, um nachhaltig zu wirtschaften, ist gewaltig. Der politische Wille ist gewachsen, aber die Umsetzung braucht auch in Zukunft exzellente Grundlagenforschung. Dafür stehen wir bereit.“

Hintergrund

Der Wandel der Ökosysteme und Lebensgemeinschaften und der Verlust an Arten gehören zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Landnutzungswandel, direkte Ausbeutung, Klimawandel und Verschmutzung bedrohen die biologische Vielfalt des Planeten. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES schätzt, dass etwa ein Achtel aller Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind – mit negativen Konsequenzen für das Funktionieren der Ökosysteme.

Seit 10 Jahren erforschen iDiv-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler den Wandel der biologischen Vielfalt und erarbeiten Grundlagen für evidenzbasierte Politik und Praxis. Das Forschungszentrum integriert eine große Breite an Forschungsfeldern: von molekularen Interaktionen zwischen Tier und Pflanze bis zu den globalen Trends des Biodiversitätswandels. Zum Beispiel fanden iDiv-Forschende jüngst heraus, dass Arten mit kleinem Verbreitungsgebiet besonders stark gefährdet sind; gleichzeitig nimmt die Gefährdung ab, wenn diese Arten in Schutzgebieten leben.

iDiv hat sich zu einem weltweit sichtbaren Leuchtturm der Biodiversitätswissenschaft entwickelt. Über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 40 Nationen arbeiten heute für das Forschungszentrum. Zusätzlich forschen über 150 Mitgliedergruppen des wissenschaftlichen Netzwerkes an verschiedenen Standorten in Halle, Jena und Leipzig.

Betrieben wird iDiv von der Universität Leipzig, der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ; zudem sind sieben Leibniz- und Max-Planck-Institute als Kooperationspartner beteiligt. iDiv wird bislang von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) grundfinanziert. 2024 übernehmen die drei Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gemeinsam mit weiteren Partnern die Grundfinanzierung des Forschungszentrums.

Bundeskanzler Olaf Scholz betonte in einer Video-Grußbotschaft die Bedeutung der „Grundlagenforschung von Weltrang“ für die internationale Biodiversitätspolitik.
Bundeskanzler Olaf Scholz betonte in einer Video-Grußbotschaft die Bedeutung der „Grundlagenforschung von Weltrang“ für die internationale Biodiversitätspolitik.
Foto: Stefan Bernhardt/iDiv