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Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien
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Nachhaltigkeit ist in aller Munde, doch was genau bedeutet der Begriff und wer hat ihn geprägt? Wie lässt sich Nachhaltigkeit erreichen und ist dieses Ziel überhaupt erstrebenswert? Diesen Fragen sind der Geograph Dr. Karsten Gäbler und der Biologiedidaktiker apl. Prof. Dr. Uwe Hoßfeld nachgegangen. Die beiden Wissenschaftler von der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben in der Reihe »Die Geschichte hinter dem Bild« den Begriff Nachhaltigkeit unter die Lupe genommen; die Reihe wird von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen herausgegeben. In einer Auflage von 1.500 Stück ist die Broschüre gerade erschienen, sie ist kostenlos bei der Landeszentrale erhältlich.
Ein Versuch, die Zukunft zu berechnen
»Wenn es um Nachhaltigkeit geht, geht es im Kern immer auch um die Frage, wie wir zusammenleben wollen«, sagt Dr. Karsten Gäbler. Damit sei Nachhaltigkeit eine genuin politische Frage, die sich an alle Teile der Gesellschaft richtet. Uwe Hoßfeld nennt es erstaunlich, dass der ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammende Begriff der Nachhaltigkeit eine solche Karriere gemacht hat: »Alle reden von Nachhaltigkeit, obwohl das Wort für viele eher eine leere Hülse bleibt!« Längst stünden viele Nachhaltigkeits-Label unter dem Greenwashing-Verdacht, sagt Hoßfeld.
In seiner ursprünglichen Bedeutung meine Nachhaltigkeit, die Dinge auf Dauer am Laufen zu halten. Als Urheber des Begriffs gilt der sächsische Oberberghauptmann und Student der Universität Jena Hannß Carl von Carlowitz, der das heutige Modewort 1713 in seinem Werk »Sylvicultura Oeconomica. Oder: Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht« erstmals erwähnt. Dabei ging es dem Verwaltungsbeamten Carlowitz keineswegs um den Schutz der Natur, sondern vielmehr darum, den enormen Bedarf an Nutzholz auf lange Sicht zu gewährleisten. »Nicht die Ökologie, die Ökonomie stand bei der Begriffsfindung Pate«, sagt Uwe Hoßfeld.
Es sei darum gegangen, vom heutigen Bedarf ausgehend den Bedarf in der Zukunft sicherzustellen. »Nachhaltigkeitsdenken ist der Versuch, mit Knappheit umzugehen und die Zukunft verfügbar zu machen«, sagt Karsten Gäbler. Angesichts heutiger Herausforderungen – Stichwort Klimawandel – bleibe das jedoch illusorisch. Weil sich nichtlineare Systeme als unberechenbar erweisen und Kipppunkte unumkehrbar seien, müsse zunehmend über Anpassung und Resilienz nachgedacht werden, so Karsten Gäbler. »Es ist fraglich, ob der Begriff der Nachhaltigkeit heute noch als Leitbild taugt.«
Ein nachhaltiger Umgang mit der Nachhaltigkeits-Broschüre
Die neue Broschüre zur Nachhaltigkeit ist jetzt bei der Landeszentrale für politische Bildung erhältlich. Uwe Hoßfeld und Karsten Gäbler wünschen sich einen tatsächlich nachhaltigen Umgang mit dem Band: Als vorrangige Zielgruppe haben sie Lehrerinnen und Lehrer im Blick, die das Wissen über Nachhaltigkeit als Multiplikatoren weitertragen werden.
Publikation:
Karsten Gäbler, Uwe Hoßfeld: »Nachhaltigkeit«, 33 Seiten, erschienen und erhältlich bei der Landeszentrale für politische Bildung in Thüringen, ISBN: 978-3-910740-68-6.
Kontakt:
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