Eine Person trägt einen Doktorhut während des Festaktes am Schillertag an der Uni Jena. Einheitliche, stabile und verlässliche Rahmenbedingungen für die Promotion sind das Ziel von UniWind e. V.

Die Zukunft der Promotion gestalten

UniWinD e. V. legt Positionspapier zur Promotion an deutschen Hochschulen vor
Eine Person trägt einen Doktorhut während des Festaktes am Schillertag an der Uni Jena. Einheitliche, stabile und verlässliche Rahmenbedingungen für die Promotion sind das Ziel von UniWind e. V.
Foto: Jens Meyer (Universität Jena)

Meldung vom: | Verfasser/in: Sebastian Hollstein
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Rund 25.000 bis 30.000 Doktorandinnen und Doktoranden schließen derzeit jährlich an deutschen Universitäten erfolgreich eine Promotion ab. Für eine beträchtliche Anzahl von ihnen ist das der erste Schritt einer wissenschaftlichen Karriere, die meisten werden allerdings nach Abschluss der Promotion die Universitäten verlassen und ihre Expertise in anderen gesellschaftlichen Bereichen einbringen.

Wichtig für dieses erste große Forschungsprojekt und die damit verbundene Qualifizierung sind möglichst einheitliche, stabile und verlässliche Rahmenbedingungen. Wie diese gestaltet sein sollten, damit auch in Zukunft Promovierende den Weg zum Doktor effizient und zielorientiert beschreiten können, hat der Universitätsverband zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland – künftig: Universitätsverband zur Qualifizierung von Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen in Deutschland – UniWinD e. V. nun in den „Empfehlungen für eine zukunftsorientierte Qualifizierung von Promovierenden in Deutschland“ veröffentlicht. Mit dem Positionspapier liefert der Vorstand des Netzwerks aus 87 deutschen Universitäten und Hochschulen mit Sitz an der Friedrich-Schiller-Universität Jena einen wichtigen Beitrag zur Debatte um die Zukunft der Promotion.

Die Autorinnen und Autoren gehen bewusst nicht auf fächerspezifische Eigenheiten ein, sondern konzentrieren sich auf allgemeine Standards, die für jede Promotion gegeben sein sollten, damit die Promotion als erste Phase eigenständiger wissenschaftlicher Forschung erfolgreich abgeschlossen werden kann“, erklärt Franziska Höring, die Geschäftsstellenleiterin von UniWinD. „Wir wollen zum einen institutionsübergreifende Leitlinien aufstellen und zum anderen eine Diskussionsgrundlage für einrichtungsinterne Reflexionen und Diskurse anbieten.“

Kernthemen des Positionspapiers

So empfiehlt das Papier, die Betreuung und die Begutachtung von Promotionen zukünftig zu trennen, um Machtmissbrauch zu verhindern und einen fairen und von Befangenheit und Diskriminierung freien Begutachtungsprozess zu garantieren. Im Idealfall sollten Wissenschaftsteams aus mindestens zwei Personen die Betreuung übernehmen und externe Gutachterinnen und Gutachter die Bewertung übernehmen. Damit einher gehe eine Abschaffung der bisherigen Benotungspraxis. Stattdessen sollte zwischen bestanden und nicht bestanden unterschieden und nur noch besonders herausragende Leistungen mit einem besonderen Prädikat ausgezeichnet werden.

Auch für den Zeitrahmen und die Finanzierung einer Promotion – beides häufig diskutierte Aspekte – gibt das Positionspapier eine Empfehlung: So fordern die Expertinnen und Experten, sich generell an einer Dauer von drei plus eins Jahren zu orientieren, und schlagen vor, Promotionsstellen mit einem Stellenanteil von wenigstens 65 Prozent einzurichten und über mindestens drei Jahre zu finanzieren.

Weitere Kernthemen des Papiers sind etwa ein stärkerer Fokus auf die besonderen Belange internationaler Promovierender sowie eine verpflichtende Einführung in die wesentlichen Aspekte guter wissenschaftlicher Praxis für alle Promovierenden – auch mit Blick auf die Verwendung von künstlicher Intelligenz. Außerdem raten die Autorinnen und Autoren dazu, das überfachliche Qualifizierungsangebot für Promovierende auch an den erforderlichen Kompetenzen des außeruniversitären Arbeitsmarkts auszurichten, um Promovierende besser auf Karrieren außerhalb der Universitäten, z. B. in der Industrie, vorzubereiten.

Besondere Rolle der Universität Jena

Die „Empfehlungen für eine zukunftsorientierte Qualifizierung von Promovierenden in Deutschland“ sind aus einem mehrstufigen Prozess hervorgegangen: Eine von UniWinD 2023 ins Leben gerufene Task Force bestehend aus elf Expertinnen und Experten erarbeitete einen Entwurf, den die vereinsinternen Gremien und die Mitgliedseinrichtungen in mehreren Schritten diskutierten und kommentierten. „Dabei ging es nicht darum, absolute Einigkeit zu erzielen“, sagt Franziska Höring. Vielmehr wolle man Diskussionen über die jeweiligen Themen sowohl in den Universitäten und Hochschulen als auch bei Fördereinrichtungen, weiteren Wissenschaftsorganisationen, Drittmittelgebern und letztlich auch in der Politik anregen.

Das Papier ist vor allem aus den zentralen Graduierteneinrichtungen der Universitäten hervorgegangen, deren flächendeckende Einrichtung eine der Kernforderungen des Vorgängerpapiers von UniWinD aus dem Jahr 2011 war. Sie nehmen im Promotionsprozess eine wichtige Schnittstelle ein, beraten zum einen sowohl Promovierende als auch deren Betreuerinnen und Betreuer und stehen zum anderen in engem Austausch mit den Hochschulleitungen, wodurch sie entsprechende Strukturen an den Universitäten aktiv mitgestalten.

Die Universität Jena nimmt als Gründungsmitglied von UniWinD eine besondere Position ein. Seit zwölf Jahren stellt sie den Sitz der Geschäftsstelle des Vereins, mit Prof. Dr. Uwe Cantner eines seiner Vorstandsmitglieder. Die Aktivitäten des Netzwerks profitieren zudem von der engen Zusammenarbeit mit der Jenaer Graduierten-Akademie, die als eine der ersten ihrer Art in Deutschland Vorbildcharakter für viele weitere Graduierteneinrichtungen besitzt. Erfahrungswerte aus der Jenaer Arbeit bei der Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fließen somit direkt in Initiativen wie das vorliegende Positionspapier ein. 

Information

Die Empfehlungen für eine zukunftsorientierte Qualifizierung von Promovierenden in Deutschland sind zu finden unter: https://www.uniwind.org/publikationen/positionen1/empfehlungen-zur-promotion-2025Externer Link

Kontakt:

Franziska Höring
Graduierten-Akademie
Franziska Höring
Foto: Louisa Reichstetter
Haus für den wissenschaftlichen Nachwuchs - Zur Rosen
Johannisstraße 13
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